Der letzte Brief
Briefe berühmter Menschen
Der letzte Brief: der königliche aller Briefe. Sein Aroma
ist köstlich.
Was sonst in armseliger Verteilung aus Briefen blüht:
Genialität des Denkens, Glaubens Liebens– im letzten Brief wird er zu
einer Synthese.
Sein Pathos ist unerhört- aber sein Ethos wächst darüber hinaus.
Beide –Pathos und Ethos – werden aufgenommen in die hohe Stimme einer
nie zu
entwirrenden Mystik.
Es ist das Schicksal der letzten Takte der neunten Symphonie, die
eingehen in die
Seligkeit eines metaphysischen Soprans. ....
Ilse Linden/ Der letzte Brief Eine
Sammlung letzter Briefe
Herausgegeben von Ilse Linden /Erschienen bei Oesterheld & Co Verlag
Berlin 1919
Karl Friedrich Stellbrink
1894 - 1943
schreibt aus dem Hamburger Gefängnis vor dem Urteilsspruch: Nicht grübeln! —
glauben! Ich grüße Euch mit dem 2. Kor. 1, 3-12 und Mk. 5, 36. Wem Zeit ist wie
Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit, der ist befreit von allem Leid.
Nach der Verurteilung
O Ewigkeit, du schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser
Zeit. Wahrlich, keiner kann seine Lebensgrenze bestimmen.
Gott aber sei Dank, daß unser Leben in Seiner Hand stehen darf: Er hat's gesagt
und darauf wagt mein Herz es froh und unverzagt und läßt sich gar nicht grauen!
1. Kor. 15, 19 und Joh. II, 25, 26. Etwas später: ... in Deiner Hand steht meine
Zeit, laß Du mich nur Barmherzigkeit vor Deinem Throne finden.
Er hat noch niemals was versehn in Seinem Regiment. Nein, was Er tut und läßt
geschehn, das nimmt ein gutes End'.
Wie schön muß es doch sein, wenn die Tore der Ewigkeit sich öffnen!
STARTSEITE /INDEX
___________________________
Literatur: Du hast
mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider
|