UHLAND
LUDWIG
1787 - 1862
.... [Der Winterkälte ungeachtet ließ sich Uhland nicht abhalten, der
Beerdigung in Weinsberg anzuwohnen; er und Freund Mayer machten die
Reise dahin zusammen. Es war ihm nach der Zurückkunft kein Unwohlsein
anzufühlen, und wenige Tage nach der Zurückkunft begleitete er in
Tübingen nochmals einen Jugendgenossen und Schulkameraden, den Profector
Bauer, zu seiner letzten Ruhestätte. Zwei Tage darauf fühlte er sich
heiser, klagte aber nicht weiter darüber. An diesem Tage schrieb er den
letzten Brief mit eigener Hand ]
Uhland an Karl von Killinger in Karlsruhe
Tübingen, 8. März 1862
„ Theuerster Vetter!
Es war uns eine innig erfreuende Nachricht, die wir von der Verlobung
Deiner Marie mit einem ihrer Achtung und Liebe so würdigen
Lebensgefährten erhalten haben. Die junge Verwandte ist uns persönlich
sehr werth geworden, so daß wir diesen ihren wichtigen Schritt mit den
theilnehmendsten Glückwünschen begleiten. Hoffentlich gebt Ihr uns bald
einmal durch freundlichen Besuch Gelegenheit, Euch in dieser frohen
Erweiterung Eures Kreises wiederzusehen.
Die neueste Zeit hat mir freilich auch Trauriges bereitet. Zum
Jahresschluß stand ich am sarge meines treuen Freundes und Schwagers
Roser, in vorletzter Woche warf ich die Scholle in das Grab Kerners, den
ich jährlich in Weinsberg heimzusuchen pflegte, und eben noch in diesen
Tagen gab ich einem hiesigen Schulkameraden, Profector Baur, das letzte
Geleit. So bringt es das vorgerückte Alter mit sich; da leuchten aber
auch wieder die hellen Glückessterne herein, die über den Häuptern eines
jüngeren befreundeten Geschlechtes aufgehen.
Dir und den Deinigen unsere herzlichsten Grüße.
Dein treu ergebener
L. U.
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Ludwig Uhlans Leben Aus dessen
Nachlaß und aus eigener Erinnerung zusammengestellt von seiner Witwe
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1874