BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

 

Der letzte Brief

BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

Der letzte Brief: der königliche aller Briefe.
 Sein Aroma ist köstlich. Was sonst in armseliger
 Verteilung aus Briefen blüht:
Genialität des  Denkens,
Glaubens Liebens
– im letzten Brief
wird er zu einer  Synthese.
Sein  Pathos ist unerhört  - aber sein Ethos
wächst darüber hinaus. Beide – Pathos und Ethos –
werden aufgenommen in die hohe Stimme
einer nie zu  entwirrenden Mystik.  Es ist das Schicksal
der letzten Takte der neunten Symphonie,
die eingehen in die Seligkeit eines metaphysischen Soprans. ....

 
Ilse  Linden
  Der letzte Brief Eine Sammlung letzter Briefe
Herausgegeben von Ilse Linden /Erschienen bei Oesterheld & Co Verlag
Berlin 1919
 
 

 



 

Robert Bernardis


1908 – 1944

 

 



Der  österreichische Berufsoffizier Robert Bernardis
bekommt im Winter 1943 als Oberstleutnant im Generalstab dienstlich Kontakt mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg und wird im Frühjahr 1944 in die militärischen Umsturzplanungen einbezogen. Bernardis ist zunächst als Verbindungsoffizier zum Wehrkreiskommando Salzburg vorgesehen.Am Nachmittag des 20. Juli 1944 übernimmt er in der Bendlerstraße die Weitergabe
der Walküre-Befehle an die Wehrkreiskommandos. Bernardis wird noch am Abend dieses Tages estgenommen und in die Lehrter Straße gebracht. Am 8. August 1944 verurteilt ihn der „Volksgerichtshof “ unter Roland Freisler zum Tode. Noch am selben Tag wird er in Berlin-Plötzensee ermordet

 

 


 

Meine liebste Mi!

 

Ich muß mich von Dir verabschieden – wir sehen uns auf dieser Erde  nicht mehr. Durch eine unglückselige Verkettung von Umständen habe ich von den Dingen so viel erfahren, dass ich  es jetzt  nun büßen muß.

 Ich habe auch zu einem Menschen zu großes Vertrauen gehabt und dieses Vertrauen wurde  auf das bitterste enttäuscht.

Liebste Mi, Du kannst mir glauben, dass ich dachte, nur Gutes zu tun,, ich habe nie im Träume daran   gedacht,  aus irgenndwelchen  ehrgeizigen oder leichtsinnigen Motivn zu handeln. Dass alles so weit gekommen ist, kann ich nur als  einen Akt des Schicksals bezeichnen, das es eben anders nicht gewollt hat.

Meine liebe, gute Minna, ich habe während unserer verhältnsmässig langen Ehezeit durch die Umstände bedingt Dir leider nicht alles  das geben können und Dir nicht immer das sein können , was ich Dir so gerne hätte sein mögen.Aber ich sage es Dir in dieser Stunde – ich habe Dich immer, auch wenn ich  nicht bei Dir war, voran in meinem Herzen getragen, alle meine liebe liebe Frau und die Mutter unserer lieben guten Kinder.



 

Startseite
Verzeichnis