Bolz
Eugen
Staatsmann
1881 - 1945
Selig der Mann, der in der Prüfung standhält;
denn hat er sich bewährt, wird er die Krone des Lebens empfangen
( Jakobus 1,12 )
In dem Schwaben Eugen Bolz, geboren am 15. Dezember 1881 in
Rottenburg/Neckar, war eine der Quellkräfte des Widerstandes gegen den
Nationalsozialismus, der westdeutsch-katholische Liberalismus zur
Person geworden.
Sein Leben war dem öffentlichen Dienst an seiner Heimat gewidmet, Als
einer der führenden Staatsmänner Württembergs unter der Weimarer
Republik stieg er zum Minister und Senatspräsidenten und schließlich
zu der Würde des Staatspräsidenten auf.
In Sorge um das Vaterland und in Treue zu seinem Glauben schloß er
sich dem Widerstand an. Nach dem mißlungenen Attentat vom 20. Juli
1944 wurde er am 12. August 1944 verhaftet und unter Freislers Vorsitz
zum Tode verurteilt.
Am 23. Januar 1945 starb Eugen Bolz den Opfertod für die Freiheit
seines Volkes und seines Gewissens.
Frau Maria Bolz berichtet
Am Tage nach dem Urteil des Volksgerichts besuchte sie zusammen mit
ihrer Tochter den Verurteilten und brachte ihm, wie es einst in den
Zeiten der ersten christlichen Märtyrer Üblich gewesen war,
konsekrierte Hostien. So hielten sie es auch bei ihrem nächsten und
letzten Besuch. Die enge Kerkerzelle wurde Gottes Tabernakel.
„Zu unserem Staunen trat er uns sehr gefaßt entgegen", berichtete Frau
Bolz am 9. Januar 1945 den Verwandten. „Sein Wesen ist ganz
vergeistigt. Er ist so innerlich geworden, daß man fühlt, er lebt ganz
in Gott.
Gewiß lebt noch in ihm die Hoffnung, daß sein von ihm abgefaßtes
Gnadengesuch Berücksichtigung finden werde, aber er hat sich auch
demütig in Gottes Willen ergeben und meinte sogar, vielleicht gebe ihm
Gott später nicht mehr die Gelegenheit, so wohlvorbereitet zu sterben.
Seine Haltung gab uns Kraft, und wir sagten ihm, daß wir durch unser
Beten doch miteinander in Gott verbunden seien." Den Worten von Frau
Bolz schließt sich das Zeugnis eines ebenbürtigen Mitkämpfers an.
Andreas Hermes schreibt
„Das Bild von Eugen Bolz bewahre ich als einen der tiefsten und
bewegendsten Eindrücke aus meiner Haft. Nie hat ihn die innere
Sicherheit und seine in einem tiefen christlichen Glauben verankerte
Zuversicht verlassen, und niemals hat er auch nur im geringsten seine
menschliche Würde preisgegeben. Er war uns allen ein Vorbild
entschlossener, männlicher Haltung, die gerade im tiefsten Unglück
sich bewährte und den unerschrockenen Kämpfer für Freiheit, Wahrheit
und Recht erkennen ließ."
Unmittelbar nach der Verhandlung schrieb Eugen Bolz an die Seinen
Berlin, den 21. Dezember 1944
Meine liebste Frau und Tochter!
Eine tieftraurige Botschaft habe ich Euch für Weihnachten und Neujahr.
Unerwartet war heute Verhandlung in meiner Sache. Ich wurde zum Tode
verurteilt! ...
Was ich gefühlt habe, kam. Erbarmungslos. Ich habe mich innerlich,
religiös in Monaten darauf eingestellt. Ich muß von Euch und vom Leben
Abschied nehmen. Euch zu verlassen ist mir schwer. Ich bitte Euch,
nehmt es hin als das mir von Gott bestimmte Kreuz.
Ich habe wenigstens die Gnade, vorbereitet zu sterben und vielleicht
einer bösen Zeit zu entgehen. Wie ich von der Verhandlung kam, fand
ich Eure lieben Weihnachtspakete. ... Welche Güte und Fülle.
Welcher Gegensatz! Allen Dank! — Frau und Tochter! Verzeiht mir meine
Schwachheiten und Fehler.
Behaltet mich in gutem Andenken. Ich hoffe Euch an einem besseren Ort
wiederzusehen. Einstweilen herzliche Grüße und Küsse
Dein Eugen. Dein Vater
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Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider