CYRANEK LUDWIG
1909 - 1941
Als Mitglied der
Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas weigerte sich Cyranek, an der
Gewalt- und Kriegspolitik der nationalsozialistischen Regierung
teilzunehmen und erlitt am 3. Juli 1941 in Treue zu seinem Glauben den
Tod
durch Henkershand.
Sein Abschiedsbrief
Gfgb. 1539/40. Name Ludwig Cyranek. Untersuchungshaftanstalten
Dresden, Hauptanstalt Georg - Bähr - Straße 5.
Den 3. Juli 1941
Mein lieber Bruder, liebe Schwägerin, meine lieben Eltern, alle
anderen Geschwister mit eingeschlossen! Fürchtet Gott und gebet Ihm
die Ehre!
Nunmehr muß ich die für Euch besonders schmerzliche Eröffnung machen,
daß bei Ankunft dieses Briefes ich mich nicht mehr in diesem Dasein
befinde.
Seid bitte, bitte nicht allzu traurig. Bedenket, daß es für den
allmächtigen Gott ein Leichtes ist, mich aus dem Tode zu erwecken. Ja,
er vermag alles, und wenn er mich den bittren Kelch trinken läßt, dann
hat es auch seinen Zweck.
Ihr wißt, daß es mein Bestreben war, Ihm in meiner Schwachheit zu
dienen, und ich bin überzeugt davon, daß Gott mir bis zum Ende
beisteht, ich befehle mich in Seine Hände.
Ich scheide von Euch, indem meine Gedanken bei Euch, Ihr Lieben, in
den letzten Stunden verweilen. Möge Euch das Herz nicht erschrecken,
ja, vielmehr fasset Euch, denn so ist es sicherlich besser für Euch
als mich dauernd im Zuchthaus wissend, was eine ständige Sorge für
Euch wäre. Und nun will ich Euch, liebe Mutter, lieber Vater, danken
für alles Gute, das Ihr mir erwiesen habet. Ich kann nur einen
schwachen Dank stammeln, möge Jehova Euch alles vergelten. Mein Flehen
ist, daß Er Euch bewahren möchte, Sein Segen sei über Euch, denn Sein
Segen allein macht reich. . .. ... Es umarmt Euch alle
Eurer Ludwig
Literatur: Du
hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider