Ein Frontoffizier
Eine der jüngeren Offiziere, die sich dem Widerstand angeschlossen hatten.
Er verlor nach dem 20. Juli sein Leben.
Ein letztes Wort seiner Frau brachte ihm die Nachricht, daß ihnen ein Kind
geboren werden würde.
Berlin - Plötzensee, 4. September 1944.
Mein heißgeliebtes Münschchen!
Dieses ist der allerletzte Brief an Dich. Ich danke Dir von ganzem Herzen
für alle deine Liebe und Treue und flehe den Schutz des Herrgotts auf Dich
hernieder. - Möchtest Du nur Glück im Leben haben und mir verzeihen
können, selbst wenn ich Dich nun mit in das Unglück gestürzt habe. Vergib
mir, Mölchlein, Du warst mein Engel und mein guter Stern, nur Deine Gnade
und Vergebung möchte ich besitzen. Mein Kind sollst Du so lieben, wie Du
mich geliebt hast. Mein letztes Gebet zu Gott ist für Dich, Du mein ganzes
Glück auf dieser Erde! ….
Ich küsse Dich von ganzem Herzen und streichle Dein liebes Köpfchen. Ich
habe Dich jeden Tag im Geiste gesehen und ganz nahe bei mir gehabt! Du
bist mein Edelstein auf dieser Welt gewesen und mein ganzes Glück. Ich
habe nur für mein Volk gelebt und gearbeitet, das weiß niemand besser als
Du!
Lebe wohl, mein geliebtes Mölchlein, die Molche sehen sich einst wieder.
Ewig Dein Getreuer
Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider
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