Alfred Frank
1884 - 1945
Maler - geboren 1884 in Leipzig. - Erstmals 1938 wegen seiner Gegnerschaft
gegen den Nationalsozialismus verhaftet und für ein Jahr gefangen
gehalten. Nach der Freilassung nahm er die geheime Tätigkeit sogleich
wieder auf und setzte sie bis zu seiner Verhaftung, 1940, fort, - Am 12.
Januar 1945 in Minden hingerichtet.
Meine liebe Gertrud!
Dresden, den 12. Januar 1945
Soeben wurden mir die Fesseln gelöst, um Dir nochmals ein Lebewohl zu
senden. Wir waren alle nochmals zusammen und erwarten heute unser
körperliches Ende. Wir sind gefasst und einer so tapfer wie ' der andere.
Ich wollte, Du könntest uns sehen. Die Traurigkeit haben wir in der Zelle
gelassen. Hoffentlich hast Du meinen Brief erhalten, den ich Dir am 5. d.
M. geschrieben habe. Ich glaubte, dass ich schon am 4. hinuntergeführt
würde, und war deshalb nicht wenig überrascht, als ich in Deinen Armen
landete und ich Dich nochmals an mein Herz drücken konnte.
So vieles hätte ich gern mit Dir besprochen, aber in der Ueberraschung
hatte ich keine klaren Gedanken und habe so vieles vergessen, was ich noch
mit Dir besprechen wollte.
Doch ich glaube, dass Du selbst schon alles riechtig machst. Auch hier
geht es Tempo, Tempo, so dass ich nicht auf Einzelheiten eingehen kann.
Deshalb will ich mich kurz fassen. Bleib gesund und halte den Kopf hoch,
so wie wir den Kopf noch so lange hochhalten, bis die Gewalt unseren
Nacken niederzwingt.
An alle herzliche Grüsse und ein kräftiges Lebewohl.
Im Geiste bei Dir trotz Hunger.
Dein Alfred
" Und die Flamme soll euch nicht versengen" / 1955 Steinberg Verlag Zürich
1955