GUY JACUQUES
21. Mai 1924-29. Februar 1944
Der Belgier wurde von den Deutschen erschossen, weil er
Deserteuren Hilfe leistete.
Lieber Papa und liebe Mamy!
Hier ein zweiter Brief, in dem ich Euch erzähle, wie sich alles zugetragen
hat. Wir wurden verraten. Als ich auf die Place Vieuxtemps kam, sah ich
mich von Feldgendarmen umringt. Von diesem Augenblick an wußte ich, daß
alles zu Ende sei. Auf der Kommandantur hat man mich verhört, man wollte
mich zum Sprechen bringen. Ich wurde geschlagen, an einen Tisch angebunden
und die Hiebe mit dem Gummiknüppel sausten nieder. Aber nie, wahrhaftig
gar nie habe ich jemand angezeigt. Ich hätte meinen Kopf retten können,
aber ich zog es vor, nichts zu tun und nichts zu sagen, was mein Vaterland
verraten könnte. Du siehst, daß ich, nach all dem, den Mut besitze, der
notwendig ist, um sich füsilieren zu lassen. Denn das ist eine Kleinigkeit
im Vergleich zu allem, was ich erduldet habe. Mehrere Personen danken es
mir, daß ich ihre Namen nicht genannt habe. Und jetzt bin ich stolz auf
mich, denn ich habe allem widerstanden und mehrere Leben gerettet. Ich
wäre Euch dankbar, wenn Ihr Gilberte von dieser Schilderung Kenntnis
gäbet, und auch den Vereinen, denen ich angehörte. Meine Leiche wird auf
dem Militärfriedhof in Lüttich bleiben und ich sterbe als echter Belgier.
Es lebe Belgien!
Guy Jacques Immer Belgier!
Gestorben für das Vaterland!
Zettel nach dem Tode in den Kleidern des Toten gefunden
Ein letztes Wort an Euch, um Euch zu sagen, daß ich, von meiner Seite, nie
jemand verraten oder beschuldigt habe, trotz der zahlreichen Schläge mit
dem Gummiknüppel, die ich erhielt, um mich zum Reden zu bringen. Ich hätte
meinen Kopf auf mehrere Arten retten können.
Aber ich habe den Erschießungstod dem Verrat vorgezogen, so sterbe ich mit
Anstand, und stolz auf mich.
Guy Jacques
Guy Jacques Immer Belgier!
Gestorben für das Vaterland!