ALMA JOHANNA KOENIG
1887 - 1942
Schriftstellerin
Einstmals gefeierte Schriftstellerin und Literaturpreisträgerin der Stadt
Wien, führte sie seit 1938 das Leben einer Geächteten.
Es war ihr nicht vergönnt, die Veröffentlichung ihres Nero -Werkes „Der
jugendliche Gott" mitzuerleben. Die fast Sechzigjährige wurde im Mai 1942
nach dem Osten verschleppt und dürfte in den Gaskammern des KZs Minsk den
Tod gefunden haben. Umlärmt von der wortreichen Verzweiflung ihrer
Schicksalsgenossen, soll sie für jeden Trost und Ermunterung gefunden
haben, als wollte sie jene Worte in die Tat umsetzen, die im „Jugendlichen
Gott" Agrippina an Akte richtet und die gleichsam das Hauptstück ihres
eigenen Credo bilden: „Man sollte immer so bewußt lieben, so zur Güte
beflissen, so bemüht, die ganze Unendlichkeit der Empfindung den ändern
fühlbar zu machen, wie im letzten Augenblick, da Hermes, der Seelenführer,
uns antritt."
Die Zeilen, die als letztes Lebenszeichen vor dem Abtransport aus dem
Gefängnis zu ihren Freunden gelangten: Ich will versuchen, aufrecht in
meine Zukunft zu gehen, die so schwarz ist wie jenes Tor, in das die
trauernden Gestalten des Christinendenkmals in der Augustinerkirche
eingehen.
Ich bin glücklich, daß Gott mich mein Golgatha allein durchleiden läßt und
daß ich niemandem schade. Denkt an mich nicht anders als an einen
Soldaten, der ins Feld zieht.
Ich fühle Gottes Willen und freudig will ich, daß er geschehe.
Ich grüße alle, die an mich denken.
Ich liebe Euch und danke Euch für alles.
— Ich vertraue auf Gott, der mich wunderbar stärkt.
Literatur: Du hast
mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider