BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

 

Der letzte Brief

BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

Der letzte Brief: der königliche aller Briefe.
 Sein Aroma ist köstlich. Was sonst in armseliger
 Verteilung aus Briefen blüht:
Genialität des  Denkens,
Glaubens Liebens
– im letzten Brief
wird er zu einer  Synthese.
Sein  Pathos ist unerhört  - aber sein Ethos
wächst darüber hinaus. Beide – Pathos und Ethos –
werden aufgenommen in die hohe Stimme
einer nie zu  entwirrenden Mystik.  Es ist das Schicksal
der letzten Takte der neunten Symphonie,
die eingehen in die Seligkeit eines metaphysischen Soprans. ....

 
Ilse  Linden
  Der letzte Brief Eine Sammlung letzter Briefe
Herausgegeben von Ilse Linden /Erschienen bei Oesterheld & Co Verlag
Berlin 1919
 
 

 



 

Müller Eduard

1911 - 1943



 




Eduard Müler schrieb aus dem Hamburger Gefängnis im April 1942:
...Wir wollen besonders in dieser gnadenvollen Fastenzeit den Herrn bitten, Er möge doch uns die Gnade geben, daß wir wenigstens etwas verstehen von dem Geheimnis des Kreuzes, damit auch wir „uns rühmen im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus" wie ein heiliger Paulus.

 



Wenn es uns Menschen von heute zu schwer fällt, unser Leid zu tragen, unser Kreuz auf uns zu nehmen, das der Herr uns schickt, so liegt doch der Grund darin, daß uns der Sinn des Kreuzes und Leides verlorengegangen ist.

Das alles ist für uns bloße Theorie geworden; in der Praxis machen wir nur zu schnell Einschränkungen. Denn sonst würden auch wir uns rühmen, für Christus zu leiden und bereitwilligst alles Widerwärtige auf uns zu nehmen. Ich habe früher immer wieder mich ergreifen lassen von den Helden unserer heiligen Kirche, von ihrer Opferbereitschaft und vollkommenen Hingabe an Christus.

Heute beginne ich erst, ihre Größe zu ahnen und stehe voller Bewunderung vor ihrem Heroismus, der durch nichts übertroffen wird! Wie weit sind wir doch von einer solchen Haltung entfernt! Und nun nimmt uns unser Herr und Meister in Seine harte Schule; jetzt läßt Er uns ein klein wenig spüren, was es heißt: Christusnachfolgel
 


Herr,
hier sind meine Hände,
leg' darauf, was Du willst,
nimm hinweg, was Du willst,
führe mich, wohin Du willst,
in allem geschehe Dein Wille!

 

 



Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider

 

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