Jaroslav
Ondrousek
23.06.1923 - 25.05.1943
Student aus Ricany
bei Brünn, geboren am 23. Juni 1923. Seit 1939 arbeitete er illegal.
Durch den Verrat eines Spitzels wurde er 1941 verhaftet, im
Kounic-Studentenheim (während der Okkupation Gestapogefängnis) gefangen
gehalten und in Breslau am 25. Mai 1943 hingerichtet. Nach dem
Urteilsspruch schrieb er den Eltern seinen letzten Brief.
Breslau, 10 Mai 1943
Geliebte, in einer Weile werde ich schon bei Euch sein, mit Euch, meine
Teuren!
Ich ende mein Leben, und es ist mir so leicht in der Seele. So schön. Ich
bin fast glücklich, daß ich in einer so schönen Stimmung sterben darf.
Allen habe ich verziehen, und ich bitte, daß jeder, dem ich etwas zuleide
tat, auch mir verzeihe. Mutter, an Deinem Namenstag habe ich an Dich
gedacht, Dich geküßt und Dir ein glückliches Leben gewünscht.
Sei glücklich, meine Liebe!
Vater, weißt Du, es ist schön zu sterben in der Hoffnung auf eine bessere
Zukunft der Menschheit. Maruschka, Dir ein langes und glückliches Leben.
Sei ein gutes Mitglied der menschlichen Gesellschaft, gehorche den Eltern
und liebe sie, wie ich sie geliebt habe.
Meine schöne Heimat, wie gern ich Dich habe, süßes Heimatland! Heute
sterbe ich, es ist Mai, wir sind hier vier im Raum, wir warten aufs
Abschiednehmen.
Ich werde bei Euch sein, in Eurer Mitte, mit Euch auf der Gartenbank
sitzen, mein Geist wird immer mit Euch sein. Mit dem Morgen werde ich Euch
anlachen, mit dem Abendstern Euch grüßen. Möge die Liebe auf Erden
herrschen, nicht der Haß.
Ich danke Euch für alles Gute, das Ihr mir getan habt. Vater, Mutter,
Schwesterchen, mein Herz brennt vor Liebe zu Euch, in unendlicher Hoffnung
und Glück. Die schönste Erinnerung sende ich Euch und verabschiede mich
von Euch.
... Ich grüße und küsse Euch, ich freue mich, daß ich schon bald bei Euch
sein werde. Verlangt meine Asche.
Literatur: Du hast
mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider