HUGUETTE PRUNIER
19. Oktober 1913-5. August 1944
Hugunette Prunier wurde mit ihrem Mann (dem Redakteuren der
kommunistischen Zeitung) verhaftet,( 1943 ) im Gefängnis Fresnes
gefoltert, verurteilt und hingerichtet.
Paris, den 5. August 1944 10 Uhr morgens
Mein kleiner Schatz!
Lieber, leb wohl, mein Kind, Deine Mama wird mit Deinem Papa, Fernand,
dem Papa von Mireille, und anderen in anderthalb Stunden füsiliert. Es
ist 10 Uhr morgens, in kurzer Zeit wird Deine kleine Mama tot sein,
indem sie noch einmal an ihren kleinen Jungen denkt. Ich habe Dich so
geliebt, mein Lieber!
Ich wünsche, daß Du ein tapferer Mann wirst, frei, loyal, großherzig,
daß Du Dein Land und Dein Volk liebst, wie ich sie geliebt habe. Liebe
Rose, die so viel für Dich getan hat, und Jacques und Albert. Liebe
Deine arme kleine Großmama, die so viel leiden wird, so viel.
Verlaß sie nie, vergiß nicht Deinen Papa und wie er Dich geliebt hat.
Lebe wohl, kleines liebes Kind: ich küsse Dich in Gedanken ein letztes
Mal auf Deine kleinen runden Wangen, die ich liebte.
ICH BIN TAPFER, FÜRCHTE NICHTS, ICH LIEBE DICH.
Deine Mama Huguette
5. August 1944 10 Uhr morgens
Meine vielgeliebte Mama!
Lebe wohl und verzeihe mir das Leid, das ich Dir antue: in einer Stunde
sterbe ich für die Freiheit und ich bereue nichts. Ich habe viel an Dich
gedacht während dieses schrecklichen Jahres: ich habe Robert nicht mehr
gesehen, und er muß auch sterben; das ist ein Trost, ihn nicht zu
überleben, aber das Leben wäre für mich süß gewesen wegen Serge und
wegen Dir. So sei es, Mut, alles geht einmal zu Ende, meine liebe
Mutter; niemand wird dich verlassen, meine Freundinnen werden sich
Deiner immer annehmen und auch Serges.
Lebe wohl, liebste Mama, ich liebe Dich, Deine kleine
Huguette
Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider