Schwester Magdalena Dominika
Tertiarin des III. Orden vom hl. Dominikus
1942 - 1942
Schwester Dominica,
dem Weltnamen nach Dr. Meirowsky, seit 1940 an der Pforte der
Trappistinnenabtei bei Tilburg und leistete dem Hause als Pförtnerin und
Ärztin wertvolle Dienste. Sie wurde ein Opfer der gegen die Deutschen
jüdischer Abstammung geführten Ausrottungspolitik und fand vermutlich in
den Gaskammern von Auschwitz ihren Tod.
Ihr letzter Brief an ihren Beichtvater in Tilburg lautet:
Transfiguratio, 6. August 1942
Sie wissen wohl, daß wir hier sind und die Verschickung nach Polen
abwarten. Morgen Vormittag geht es weiter. Mit mir sind zwei Trappistinnen
und die zwei Patres und ein Laienbruder der Abtei. Sonntag vormittag sind
wir alle geholt worden nach Amersfoort ins Camp.
Und Dienstag, dem Fest unseres hl. Vaters Dominikus, nach Westerbork bei
Hooghalen geschickt worden.
Ich weiß, guter Pater, daß Sie alles von Herzen mit mir erleben, mit uns
allen. Auch Ihr geistliches Kind, Schwester Judith, ist hier ebenso wie
die Karmelitin aus Echt.
Eben darum will ich Ihnen einen letzten Gruß senden und Ihnen sagen, daß
ich voll Vertrauen und ganz ergeben in Gottes heiligen Willen bin.
Mehr noch: ich betrachte es als eine Gnade und Auserwählung, unter diesen
Umständen weg zu müssen und so einzustehen für das Wort unserer Väter und
Hirten in Christus. Ist unser Leiden ein wenig größer geworden, dann ist
auch die Gnade doppelt groß, und eine herrliche Krone ist uns bereitet im
Himmel. Freuen Sie sich mit mir. Ich gehe mit Mut und Vertrauen und Freude
- auch die Ordensschwestern, die mit mir sind —, wir dürfen Zeugnis
ablegen für Jesus und mit unseren Bischöfen zeugen für die Wahrheit.
Wir gehen als Kinder unserer Mutter der hl. Kirche, unsere Leiden wollen
wir vereinigen mit den Leiden unseres Königs, Erlösers und Bräutigams, es
aufopfern für die Bekehrung vieler, für die Juden, für die, die uns
verfolgen und so vor allem beitragen für den Frieden und das Reich
Christi.
Falls ich es nicht überlebe, werden Sie wohl die Güte haben, später an
meine geliebten Eltern und Brüder zu schreiben und ihnen zu sagen, daß das
Opfer meines Lebens für sie ist. Übermitteln Sie ihnen allen meine Liebe
und Dankbarkeit, und daß ich sie um Verzeihung bitte für alles Verkehrte
und das Leid, das ich ihnen vielleicht antat. Erzählen Sie ihnen auch, daß
die Schwestern meiner Mutter und die Zwillingsschwester meines Vaters voll
Glauben und Vertrauen und Ergebung in die Lager von Polen gegangen sind. .
. .
Sagen Sie Pater Stratmann, daß er nicht betrübt sein soll, sondern im
Gegenteil Gott mit mir danken soll für die Auserwählung und ein jubelndes
Magnificat singen soll. Das Werk, das wir zusammen begonnen haben (sie
meint die Friedensarbeit), wird kommen, wann, wo und wie Gott es will, und
ich werde auf diese Weise am eifrigsten und besten mitwirken.
Entweder durch mein geringes Leiden — und es ist doch nichts im Vergleich
zur Ewigkeit von Glück, die uns erwartet - oder von drüben ihm immer
helfen und neben ihm stehen.Und nun von Herzen Dank für alles, was Sie mir
je Gutes getan haben, all Ihre barmherzige Nächstenliebe. So oft haben Sie
mir Mut gemacht. Nun haben wir nicht einmal die hl. Messe und Kommunion,
das ist das Schlimmste. Aber wenn Jesus es nicht will, will ich es auch
nicht.
Er wohnt in meinem Herzen und geht mit uns und gibt mir Kraft — Er ist
meine Kraft und mein Friede. . . . Möge Maria Sie schützen und Gottes
Liebe Sie immer heiligen. Noch einmal bitte ich demütig um Ihr Gebet und
Ihren priesterlichen Segen.
In Jesus und Maria
Ihre Schwester M. Magdalena Dominika
Literatur: Du hast
mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider