ULRICH-WILHELM GRAF SCHWERIN VON SCHWANENFELD
1921 – 1944
Gutsbesitzer. - Geboren am 21. Dezember 1902 in Kopenhagen. Hingerichtet
am 8. September 1944 im Zusammenhang mit den Ereignissen am 20. Juli
1944. Die Angehörige eines politischen Gefangenen berichtet: »Ich stehe
an der schweren inneren Eisentür zum Gefängnis und rede mit einem
SS-Mann, um ihn zu einer Paketannahme zu bewegen. Da öffnet sich
plötzlich die Gefängnistür, und es tritt über die Schwelle ruhig ein
aufrechter Mann, die Hände gefesselt auf dem Rücken, gefolgt von einem
kleinen Gestapo-Mann, der mir vorkam wie ein Reptil. Der SS-Mann
flüstert mir zu: »Das ist der Graf Schwerin — Plötzensee« Ich wußte, was
Plötzensee bedeutet, und die Erkenntnis durchzuckt mich: Das ist einer,
der zu sterben weiß.«
Abschiedsbrief an seine Frau
Berlin - Plötzensee, den 8. September 1944
Mein Liebling!
un ist die letzte Stunde gekommen... Ich kann Dir nichts mehr raten, nur
bitten, daß Du den Kindern die Jugend so froh als möglich gestaltest,
was bei aller Einschränkung möglich ist Denk an Deine eigene Jugend. Laß
die Jungens viel lernen und Berufe ergreifen, die ihren Anlagen
entsprechen und aus denen ein Aufstieg möglich ist. Also nicht... ein
ungeliebter Beruf, den er nicht voll ausfüllt...
Daß ich ungebeugt in den Tod gehe in dem festen Bewußtsein, nichts für
mich und alles für unser Vaterland gewollt zu haben, das muß Dir immer
Gewißheit bleiben und das mußt Du den Söhnen immer wieder sagen.
Du weißt, daß zu allen Zeiten mein Handeln auf Deutschland ausgerichtet
war, nach der Tradition der Familie aus glühender Vaterlandsliebe, die
alles andere überwog. Andere Zeiten werden andere Sitten und
Anschauungen im einzelnen bringen, aber die Liebe zum Vaterland wird
ewig der Bestandteil des Lebens bleiben, der alles andere beherrscht.
Erziehe die Söhne zu christlichen Edelleuten ohne Engigkeit im Denken,
aber auch ohne Laxheit.
Und nun noch Dir aus übervollem Herzen Dank für Deine Liebe, die mein
Leben verschönte. Sei tapfer und bewahre mir Deine Liebe bis an Dein
Lebensende...
Ich muß Schluß machen. Grüße alle, die ich liebte und die mich geliebt
und geschätzt haben, die Mütter und Geschwister insbesondere, Freunde
und Untergebene.
Ich umarme Dich und die Jungens in Gedanken als Dein Dir unendlich
dankbarer Ulrich-Wilhelm
Aus dem Testament
Ich bestimme femer, daß an der Stelle im Kieslager meines Sartowitzer
Forstes, wo die Ermordeten aus dem Spätherbst 1939 ruhen, sobald die
Zeitumstände es erlauben, ein sehr hohes Holzkreuz aus Eiche gesetzt
wird mit folgender Inschrift:
Hier ruhen 1400-1500 Christen und Juden
Gott sei ihrer Seele und ihren Mördern gnädig
Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider