15 Dezember 1941 schrieb er an seine Familie
.. „Was vielleicht manchmal als Unglück erscheint, ist oft das größte
Glück. Wie vieles lernt der Mensch erst durch die Erfahrung in der
Schule des Lebens. Wir sollen wohl die Friedlosigkeit in der Welt für
die anderen mitfühlen und miterleben und ihnen zum wahren Frieden
verhelfen. Dann wundert es uns nicht, wenn Gott uns manches aus der Hand
nimmt, was uns lieb und teuer war. Doch was geht über das Glück, Gott
selbst in unserem Herzen zu wissen, der ja die Quelle aller Seligkeit
und allen Friedens ist."
In einem Brief an seine Schwester Adelhilde, vermutlich vom 9. Juli
1944, schrieb Pater Engelmar:
Meine liebe Schwester!
Auch ich freute mich sehr, als ich nach langer Zeit von Dir wieder ein
Lebenszeichen erhielt. Viel Schuld daran tragen vielleicht auch die
gestörten Verkehrsverhältnisse. All das nimmt uns aber nicht die
Gelassenheit, da wir uns alle in Gottes Hand wohl geborgen fühlen, wie
der hl. Paulus sagt: ,Wir mögen leben oder sterben, wir sind des Herrn.'
All unser Tun, unser Wollen und Können, was ist es anderes als seine
Gnade, die uns trägt und leitet. Seine allmächtige Gnade hilft uns über
die Schwierigkeiten hinweg, ja, wie die heilige Felizitas sagte, "
leidet der Heiland selbst in uns und ringt zusammen mit unserem guten
Willen um den Triumph seiner Gnade".
So können wir seine Ehre mehren, wenn wir seiner Gnadenkraft kein
Hindernis entgegensetzen und uns restlos an seinen Willen hingeben.
Liebe verdoppelt die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich
frei und froh. Es ist wirklich „in keines Menschen Herz gedrungen, was
Gott denen bereitet hat, die ihn lieben". Freilich trifft auch sie die
raue Diesseitswirklichkeit mit all dem Hasten und Jagen und mit dem
ungestümen Wünschen und Fordern, mit ihrer Zwietracht und mit ihrem Hass
wie ein beißender Frost, aber die Strahlen der wärmenden Sonne der Liebe
des allgütigen Vaters sind doch stärker und werden triumphieren, denn
unsterblich ist das Gute und der Sieg muss Gottes bleiben, wenn es uns
auch manchmal nutzlos erscheint, die Liebe zu verbreiten in der Welt.
Aber man sieht doch immer wieder, dass das Menschenherz auf Liebe
abgestimmt ist und dass ihrer Macht auf Dauer nichts widerstehen kann,
wenn sie nur wirklich auf Gott und nicht auf die Geschöpfe gründet. Wir
wollen weiter alles tun und aufopfern, dass Liebe und Friede bald wieder
herrschen mögen. [...]
Deiner stets im Gebet gedenkend grüßt Dich herzlichst
Hubert
Mit gefesselten Händen Kurzporträts und Briefe von Verfolgten des NS -
Regimes Verlag Neue Stadt München 2017
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