Elli Voigt
1912 - 1944
32 Jahre alt -
Arbeiterin - geboren am 22 Februar 1912 in Berlin. - Nach der Heirat mit
dem Kommunisten Fritz Voigt, 1933, kam sie mit der geheimen
Widerstandsbewegung der Arbeiter in Berührung - nach Verhaftung des Gatten
im Jahre 1935, der während sechs Jahren in Gefängnissen und
Konzentrationslagern festgehalten wurde, zog sie sich von der geheimen
Tätigkeit zurück, nahm diese aber 1940 wieder auf und schloss sich der von
Erich Fähling und Gustav Wagner geleiteten Widerstandsgruppe an, in die
nach seiner Freilassung auch der Gatte eintrat - nachdem der Gatte in den
Heeresdienst eingezogen worden war, ersetzte sie ihn in der Gruppe «Saefkow»
- sie befasste sich besonders mit der Verbreitung antinazistischer
Druckschriften unter den russischen und französischen Zwangsarbeitern. -
Zu. ihrer Verhaftung und ihrem Prozess besitzen wir keine Unterlagen. - Am
8. Dezember 1944 enthauptet.
8. Dezember 1944
Mein lieber Kamerad!
Es ist mir vergönnt, mich noch von Dir zu verabschieden, was leider den
meisten Menschen nicht möglich ist. Ich weiss, Du würdest, wenn es in
Deiner Macht stände, mir das Schwerste abnehmen. Doch jeder muss für das,
was er getan hat, selbst einstehen. Meine Liebe zu Dir macht es mir
leichter, als ich glaubte.
Dass ich Dich bis ins Grab liebe, brauche ich wohl nicht zu versichern.
Sei den Kindern immer das, was ich an Dir hatte, ein Kamerad! Wie es Dir
geht, ist mir nicht bekannt, aber ich glaube doch, wie immer gut. Meine
Gedanken sind bei Dir und zu Haus. Alles Weinen ist jetzt zwecklos. Meine
Kinder, Omi und Du machen mir den Abschied unsagbar schwer. Doch ehe das
Bewusstsein richtig da ist, wird alles vorbei sein. Ich danke Dir für
kurze, glückliche Stunden und hoffe, dass Dir das Leben noch Angenehmes
bringen wird. Sei weiterhin das, was Du bisher warst, ein gerader,
aufrechter Mann. In der Hoffnung auf das Leben gehe ich in den Tod. Ich
gehe im Glauben an ein besseres Leben für Euch. Stark wollen wir sein.
Meine besten Wünsche für Dich und die Kinder sind Dir gewiss.
Letzte Grüsse und Küsse.
Deine Elli
" Und die Flamme soll euch nicht versengen" / 1955 Steinberg Verlag Zürich
1955