BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

 

Der letzte Brief

BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

Der letzte Brief: der königliche aller Briefe.
 Sein Aroma ist köstlich. Was sonst in armseliger
 Verteilung aus Briefen blüht:
Genialität des  Denkens,
Glaubens Liebens
– im letzten Brief
wird er zu einer  Synthese.
Sein  Pathos ist unerhört  - aber sein Ethos
wächst darüber hinaus. Beide – Pathos und Ethos –
werden aufgenommen in die hohe Stimme
einer nie zu  entwirrenden Mystik.  Es ist das Schicksal
der letzten Takte der neunten Symphonie,
die eingehen in die Seligkeit eines metaphysischen Soprans. ....

 
Ilse  Linden
  Der letzte Brief Eine Sammlung letzter Briefe
Herausgegeben von Ilse Linden /Erschienen bei Oesterheld & Co Verlag
Berlin 1919
 
 

 



 


Weissler Friedrich


1891 - 1937




 



Landgerichtsdirektor

Geboren am 28. April 1891 in Königshütte/Oberschlesien. Landgerichtsdirektor in Magdeburg; nach seiner Pensionierung Rechtsberater der Bekennenden Kirche. Verfasser der berühmten Denkschrift 1936 an Hitler über den drohenden Zerfall dar sittlichen und rechtlichen Ordnung. Im Zusammenhang damit wurde er im Oktober verhaftet und nach 5 Monaten im Untersuchungsgefängnis ins KZ Sachsenhausen gebracht. Dort starb er nach wenigen Tagen infolge von Mißhandlungen.
 

 

 


Aus seinem letzten Brief

Arme Frau, arme Mutter, arme Kinder, Gott wird Euch trösten, ich kann es nicht. Lest Psalm 27. Ich habe wunderbare Ruhe und Kraft geschenkt bekommen. Denn ich weiß, daß der Herr auch dort täglich mir helfen wird, wie Er es bisher so wunderbar getan hat.
Der Schatz der Lieder und Gottesworte bleibt mir innerlich. Ich weiß Euch alle in bester Hut. Unsere innere Bindung wird nur noch fester, unsere Liebe nur noch tiefer.
Und Gott ist uns näher, als wenn es uns gut geht.

Aus einem anderen Briefe

Fürchte Dich nicht, glaube nur. Das Wort aus der Lesung vom 28. begleitet mich seitdem und stärkt mich ungemein. Wirklich, wenn wir glauben, daß Gott der liebe Vater ist, der uns hilft, wovor sollten wir uns fürchten! Er hilft ja nicht nur zum ewigen Leben, sondern auch in den Nöten des Alltags.
Davon habe ich nun soviele Beweise erlebt, und zwar kommt die Hilfe meist auf ganz unwahrscheinlichem Wege.
So z.B. gestern Dein lieber Besuch ... Er erschreckte mich zuerst, weil ich einen bösen Anlaß fürchtete.

Wie unrecht war die Furcht! Sie war bloßer Kleinglaube. Hilft uns also Gott im , so können wir jeder Zukunft getrost ins Auge schauen, auch einer solchen, die uns unerwünscht scheint.
Gott wird auch dann, und dann erst recht uns beistehen.

Läßt denn Gott der Seinen Flehen
jemals unerhört?
Hat er ihnen nicht ersehen
mehr als sie begehrt?
Darum ist, der ein Christ,
unentwegt im Hoffen.
Gottes Hand steht offen.







Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider



 

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