Weissler Friedrich
1891 - 1937
Landgerichtsdirektor
Geboren am 28. April 1891 in Königshütte/Oberschlesien.
Landgerichtsdirektor in Magdeburg; nach seiner Pensionierung
Rechtsberater der Bekennenden Kirche. Verfasser der berühmten
Denkschrift 1936 an Hitler über den drohenden Zerfall dar sittlichen und
rechtlichen Ordnung. Im Zusammenhang damit wurde er im Oktober verhaftet
und nach 5 Monaten im Untersuchungsgefängnis ins KZ Sachsenhausen
gebracht. Dort starb er nach wenigen Tagen infolge von Mißhandlungen.
Aus seinem letzten Brief
Arme Frau, arme Mutter, arme Kinder, Gott wird Euch trösten, ich kann es
nicht. Lest Psalm 27. Ich habe wunderbare Ruhe und Kraft geschenkt
bekommen. Denn ich weiß, daß der Herr auch dort täglich mir helfen wird,
wie Er es bisher so wunderbar getan hat.
Der Schatz der Lieder und Gottesworte bleibt mir innerlich. Ich weiß
Euch alle in bester Hut. Unsere innere Bindung wird nur noch fester,
unsere Liebe nur noch tiefer.
Und Gott ist uns näher, als wenn es uns gut geht.
Aus einem anderen Briefe
Fürchte Dich nicht, glaube nur. Das Wort aus der Lesung vom 28.
begleitet mich seitdem und stärkt mich ungemein. Wirklich, wenn wir
glauben, daß Gott der liebe Vater ist, der uns hilft, wovor sollten wir
uns fürchten! Er hilft ja nicht nur zum ewigen Leben, sondern auch in
den Nöten des Alltags.
Davon habe ich nun soviele Beweise erlebt, und zwar kommt die Hilfe
meist auf ganz unwahrscheinlichem Wege.
So z.B. gestern Dein lieber Besuch ... Er erschreckte mich zuerst, weil
ich einen bösen Anlaß fürchtete.
Wie unrecht war die Furcht! Sie war bloßer Kleinglaube. Hilft uns also
Gott im , so können wir jeder Zukunft getrost ins Auge schauen, auch
einer solchen, die uns unerwünscht scheint.
Gott wird auch dann, und dann erst recht uns beistehen.
Läßt denn Gott der Seinen Flehen
jemals unerhört?
Hat er ihnen nicht ersehen
mehr als sie begehrt?
Darum ist, der ein Christ,
unentwegt im Hoffen.
Gottes Hand steht offen.
Literatur: Du hast mich heimgesucht bei Nacht
Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 -1945
Herausgegeben von Helmut Golwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider