Frankfurt, den 19. Februar 1943
Ihr Lieben, Du meine liebe, liebe Mutter . . . Euch allen sage ich
Lebewohl! Wenn Ihr diese Worte lest, dann bin ich eingegangen durch die
Pforte der Ewigkeit, dann bin ich bei dem lieben Vater,.., dort wo kein
Leid, keine Träne mehr geweint wird.
Euch allen danke ich für alle Liebe, die Ihr mir gabt. Du meine innigst
geliebte Mutter, hab innigen Dank für all Deine Liebe, die Du mit Deinem
gütigen Mutterherzen mir zuteil werden ließest. Mutter, weine nicht um
mich. Ich gehe Dir nur voraus zu dem lieben Vater, den Großeltern und
all den Lieben, die schon dahingegangen sind. Ich bin ganz ruhig, ganz
gefaßt.
Der Tod gehört zum Leben und ist erst der Beginn des wahren, ewigen
Lebens.
Ich werde im Geiste immer bei Euch sein. Es ist eine Zeit wo der Tod
seine Ernte hält. . .
... Schließt Euch in unzertrennbarer Liebe, Ihr teuren Geschwister, eng
aneinander an! Bleibt fürs Leben Euch nahe und verbunden!
Ich gehe Euch allen nur um ein paar Jahre voraus. Vielleicht ist es eine
große Gnade, die mir zuteil wird, in voller geistiger und körperlicher
Verfassung hinüberzugehen in ein ewiges Leben. Jeglichen Schrecken hat
der Tod für mich verloren. Ich hatte Zeit mich vorzubereiten.
In festem Glauben als guter Christ sehe ich ihm furchtlos ins Auge.
Immer bin ich bestrebt gewesen, ein guter Mensch zu sein. Ich danke Gott
von Herzen für mein Leben, für all das Schöne, was ich erlebte, danke
Ihm für die Liebe meines Elternhauses und der Harmonie, die unter uns
Geschwistern herrschte. Weinet, bitte, bitte nicht um mich, denkt an das
große Sterben, das heute in der Welt herrscht, denkt daran, daß mir ein
gütiger Gott nach dem Weltkrieg noch so schone Jahre zu leben vergönnte.
Ich habe keinem Menschen bewußt etwas zuleide getan. Und nun lebt alle
wohl. Euch alle grüße ich mit meinen innigsten letzten Grüßen. Auf
Wiedersehen im ewigen Leben !
Euer Heinrich