EICHENDORFF JOSEPH FREIHERR VON 
1788 -1857 
 
 
Josef Freiherr von Eichendorf 
hatte mit seinen älteren Bruder zusammen eine wonnige Kinderzeit auf dem 
väterlichen Gute Lubowitz durchlebt. 
Später kamen sie nach Breslau aufs Gymnasium, verbrachten aber die Ferienzeiten( 
Vakanzen) in Lubowitz. Aus dieser Zeit stammt der folgende Brief des 
fünfzehnjährigen Josefs. Er ist gerichtet an den Förster Sontag der früher 
Bedienter bei Eichendorfs gewesen ist, jetzt aber bei einem Forstinspektor die 
jagt lernt. Sontag hat sich versehentlich in den Arm geschossen. Josef von 
Eichendorfs Tagebuch meldet, wie die Brüder den Verletzten besuchten. Dann heißt 
es weiter: „ Wir kamen erst gegen 11Uhr nach Haus, und trotz allen Vorwürfen, 
die uns die allzubedenkliche Großmutter machte, fühlen wir uns Wonne, einen 
Unglücklichen zum Teil mit unserer Liebe getröstet zu haben“. Dasselbe 
menschlich – warme Verhältnis zu dem ehemaligen Diener ihres Hauses zeigt auch 
der Brief.
Und Wehmut haucht uns daraus an, Sehnsucht der in der Stadt gebannten Jungen 
nach dem Wald der Heimat, nach der seligen, romantisch verlebten Kinderzeit. 
Waldluft – wie in den Dichtungen Eichendorfs.
 
ERSTER BRIEF
 
Lieber Josef!
Dein letzter Brief, den ich richtig erhalten habe, kam mir ganz unerwartet. 
Wieviel Freude und Vergnügen er mir verursacht hat, kannst Du Dir nicht 
vorstellen, besonders da ich aus demselben ersehe, dass Dein Arm wieder zum 
Schreiben und folglich auch zu allen anderen Verrichtungen tauglich ist.
Ich hoffe und vermute daher auch, dass Du mit der Zeit gar keine Folgen dieses 
Unglücks spüren wirst. Dieser Brief rufte mich ganz wieder in die vergangenen 
glücklichen Zeiten zurück, wo wir zusammen ausritten, zusammen auf den Vogelherd 
gingen oder an schönen Frühlingsabenden auf Deiner Rasenbank beim Gärtner saßen 
und sich von der fröhlichen Zukunft unterhielten; wie wir zusammen hier in 
Breslau oder in Frankfurt zusammen lustig sein würden, oder wie ich und Du einst 
als Minister zum Oberkammersekretär machen würde und andere dergleichen Dinge 
mehr.
Die erste Hoffnung nämlich hier in Breslau mitsammen fröhlich sein zu können, 
ist freilich vereitelt worden, die zweite aber, miteinander nach Frankfurt zu 
gehen, wird wohl wahrscheinlich erfüllt werden. Man pflegt ja immer zu sagen: 
Nach Regen folgt Sonnenschein. So wird’s auch hier geben. Nach Trübsal wird 
Freude kommen. Wir werden noch zuletzt mitsammen recht glücklich und fröhlich 
leben. Doch tut es mir sehr leid, dass Du gerade unter der Vakanz das Unglück 
hattest, wir hätten sonst noch vielmal mit einander auf die Jagt gehen und 
überhaupt uns lustig machen können, wenn es nicht geschehen wäre.
Doch was sich durch diese Vakanz nicht tun ließ, wollen wir die künftige Vakanz, 
welche ebenfalls schon wieder immer näher heranrückt, doppelt einbringen. Wie 
ich hörte, werden auch unsere Geldangelegenheiten bis zu dieser Zeit wohl schon 
so beschaffen sein, dass wir wieder in Sumin frei jagen werden dürfen; und da 
soll’ s lustig hergehen! Dann kannst Du alle Tage an diesen Vergnügungen mit 
Anteil nehmen. Doch was den Besuch anbetrifft, den wir Dir während Deiner 
Krankheit in Ratibor machten so war dies nichts anderes als unsere Pflicht. Denn 
ich hätte es mir zu einer Schande gerechnet, wenn ich nicht Liebe für einen so 
treuen Freund hätte, mit welchem ich beinahe aufgewachsen bin und die fröhlichen 
Tage meines Lebens durchlebt habe.
Wie sehr ich bei dem Anblicke Deines damaligen Schmerzes gerührt war und wie 
gern ich Dir geholfen hätte, davon kannst Du Dir selbst keine Vorstellung 
machen. Doch ich muß endigen, weil ich noch einen Brief an den Papa schreiben 
will. Schreibe mir doch bald wieder, wenn es deinen Arm nicht zu sehr 
inkommodiert, doch lasse dabei das Hochundwohlgeboren und gehorsamsten Diener 
und Knecht weg und nenne mich lieber Deinen wahren Freund:
Josef v. Eichendorf.
Verzeihe, dass ich nicht eher Deinen Brief beantwortet habe, und denke manchmal 
an uns, so wie ich nie Deiner vergessen werde.
Lebe wohl bis auf Wiedersehen.
Literatur;  Jugendbriefe berühmter Männer/ Verlag " Die Buchgemeinde Berlin 1924
Ausgewählt  und eingeleitet von dr. Joh. Rohrn
      
      
       
LETZTER BRIEF
An Therese Besserer von Dahlfingen
Meine liebe Therese!
Hoffentlich findet Dich dieser Brief wieder ganz hergestellt. Besserer war 
gestern hier, und wird Dir mündlich alles bemerkenswerte berichten. Ich will 
daher nur mit ein paar Worten Dein letztes Briefchen in betreff meiner Abreise 
von hier beantworten. Du hast vollkommen recht, Rudolf kann unmöglich verlangen, 
daß ich hier ins Unendliche auf ihn warte. Mein Vorschlag wäre daher folgender: 
1t Es wäre mir sehr lieb, und der F: B: würden es hoch aufnehmen, wenn Du mich 
hier abholtest; die Kinder können ja - eventl: unter Annas Aufsicht- im Gasthofe 
zu Mittag bleiben. -2t Den Tag der Abholung überlasse ich lediglich Deiner Wahl. 
Der früheste Termin würde dann wohl der nächste Donnerstag ( der 17 t), der 
späteste heute über 8 Tage, also der nächste Montag sein, da der F.B. gegen Ende 
des Monats seine Visitationsreisen antritt. - 
.... Schreibe mir doch sogleich, wann Du kommen willst, oder wann Du von Rudolf 
etwas erfährst.
Und nun lebe unterdes recht wohl, meine liebe Therese, und grüße Besserer und 
die Kinder herzlichst. 
Mit herzlicher Liebe Dein treuer Vater
J. v. E.
Montag Johannesberg d. 14 t Septb. 57
Literatur ;Liur Briefe von Freiherr Joseph von Eichendorff 
HERAUSG: VON WILHELM KOSCH Verlag von J. Habbel 1910