BORCHERT WOLFGANG
1921 -
1947
|
..." Wir sind eine
Generation ohne Abschied, aber wir wissen, dass alle Ankunft
uns gehört..." |
Lieber Herr
Doktor Goverts,
Freitag
I
ganz allmählich komme ich etwas zu mir u. gewöhne mich an die Emigration-
Ihnen wird es seiner Zeit ähnlich gegangen sein, man bleibt zuletzt doch
ein Fremder. Mut hat mir wieder die Arbeit gemacht u. ich hoffe, meine
Beurteilung hat sie nicht so sehr enttäuscht- ....
.. tu Sie
mir ein Gefallen, Herr Doktor? Wenn Sie Manuskript schicken, legen
Sie doch mal eine ausgelesene literarische Zeitschrift dazu -
damit ich mich an das Klima gewöhne.
Ihr Wolfgang Borchert
II
Lieber Herr
Doktor,
Sonntag 26.
10. 1947
ich wollte nur melden, dass der Dickleibige, etwas dünnblutige, Herr
Vollmoeller hier eintraf.
Darf ich es in Ruhe lesen oder muß ich eilen?
Hoffentlich habe ich bei der Bearbeitung des russischen Tagebuchs nicht
ganz daneben gehauen, so dass Sie jetzt mehr Arbeit davon haben als
vorher.
Dr. Karl Würzburger, bis 33 Programmleiter des Deutschlandsenders, möchte
gern mein Hörspiel bei Radio Basel bringen, wenn die Bühnen es nicht
nehmen. Ich werde Dr. Oprecht davon berichten.
Ich grüße Se herzlich
Ihr Wolfgang Borchert.
___________________
Literatur: Borchert "... tatsächlich die einzige Hoffnung"
Briefe aus den letzten Monaten/Rowohlt Verlag November 1997