Gleim Johann Wilhelm Ludwig
1719 - 1803
Die Grundeigenschaften Gleims
verließen ihn nicht bis in den Tod: Liebe zur Dichtkunst und schwärmerisches
Freundschaftsgefühl.
Dieser entflammter Liebhaber der Muse dichtet bis in die allerletzte Zeit. Seine
"Nachtgedichte" sind wörtlich Nachtgedichte, in schlaflosen Nächten konzipierte
Phantasie Gebilde. - Wie viele Freunde sah dieser Alte ins Grab sinken! Wie
innig hing er an den noch Lebenden! Sie sind es, die die letzten Abschiedsgrüße
bekommen: Stolberg, - Herder - Klopstock. Er schweigt in der Wehmut des Todes.
Wie er in seinem Klopstock - Brief gewünscht, ward er am 21 Februar 1803 - in
seinem Garten beigesetzt, die Urnen seiner Freunde um sein Grab gestellt.
Halberstadt, den 24. Jan. 1803.
Ich sterbe, lieber Klopstock! - Als ein Sterbender sag ich: In diesem Leben
haben wir für und miteinander nicht genug gelebt; in jenem wollen wir's
nachholen. Die Muse hat mich bis an den Rand des Grabes begleitet und steht noch
bei mir.
- Gedichte, vom alten Gleim auf seinem Sterbebette, werden jetzt zum Abdruck für
wenige Leser ins Reine geschrieben. Ein Exemplar von den Nachtgedichten send'
ich nur meinem Klopstock, weil ich glaube, daß er allein nichts Anstößiges in
ihnen finden wird. Mehr zu dictieren, fällt mir schwer.
Grüßen Sie die Freundin Ihres Herzens, den lieben Victor und seine verständige
Hausfrau, die sich meiner erinnert haben, die drei Reimarus, die Freundin zu
Harn und Alle, die meinen Klopstock lieben. -
Ich lasse mich in meinem Garten begraben. Um das Grab herum stehn in Marmor die
Urnen meiner mir vorangegangenen Freunde. -
Tante Nichte empfiehlt sich ihrem Klopstock. -
Literatur; Dies sind nun also die letzten
Zeilen/ Die letzten Briefe großer Persönlichkeiten/Kröger Verlag 2007
Ilse Linden/ Der letzte Brief Eine Sammlung letzter Briefe Herausgegeben von
Ilse Linden /Erschienen bei Oesterheld & Co Verlag Berlin