Hardenberg Friedrich von ( Novalis)
3. Mai 1772 - 25. März 1801
Von der letzten Lebenszeit
des Novalis sprechen, heißt das hinschwinden eines hohen, ganz reinen
Seins berühren. Schon bei dem 23 jährigen zeigen sich Spuren der
Lungenkrankheit, die der Familie Hardenberg vor diesem Sohn vier Kinder
entrissen hatte.
Im Jahre 1800 - als sich sein Leben mit dem Bündnis mit der seinen Julie
von Charpentier endlich ruhig zu gestalten scheint – überfällt ihn die
Erbkrankheit mit allen Zeichen nahen Endes. Friedrich Schlegel ist Zeuge
dieses heiligen Sterbens. Unter den Klängen einer Musik, die er von
seinem Bruder erbeten hatte, schläft Novalis ein.
„ Es ist gewiß,“ schreibt Friedrich Schlegel, „ daß er keine Ahnung
von seinem Tode hatte.“
Weißenfels: den 1. ten Februar 1801.
Sonntag
Nach einer langen Pause wieder ein freundlich Wörtchen. Die Zwischenzeit
war der Mittheilung nicht günstig. Erst jetzt scheint es mir wieder
vorwärts zu gehen. Die Milch scheint mir gut zu bekommen, deren
alleiniger Genuß jetzt meine Kur ausmacht.
Mein Vater holte mich von Dresden ab, welchen Aufenthalt ich sehr gern
verließ. Ich bedurfte Ruhe, und Julie auch, die mit herreißte und bey
mir bleibet.
Ich habe in Dresden viel lehrreiche Erfahrungen gemacht. Mit dem
Schreiben geht's noch schlecht, aber Lesen, Denken und Theilnehmen kann
ich wieder etwas.
Grüßen Sie Ihre Frau und Nichte herzlich. Ich freue mich erstaunend, Sie
zu sehen, was doch auf die Messe geschieht. Behalten Sie mich alle recht
lieb und denken Sie oft an
Ihren Sie innigst liebenden Freund
Friedrich von Hardenberg.