Hoffmann Ernst Theodor Amadeus
1776 - 1822
Das Sterben dieses phantastischen
Dichters ist qualvoll irdisch. Die Welt der Wunder ist fern. –
Bis zuletzt sind Hoffmanns Gedanken klar. Er diktiert Briefe; sorgt für das
Schicksal seiner letzten Novellen, die seltsam unphantastisch sind. Der Tod ist
ihm Befreier von bohrenden Sorgen – von wütenden Schmerzen. Doch als er kommt,
kehrt der Dichter das Gesicht gegen die Wand. Röchelnd geht er ins Unfassbare.
Berlin den 26. May 1822
Es ist nicht recht, daß Ewr. Wohlgeborn mich kranken, kontrakten Mann nicht
besucht haben. Um so mehr nicht recht, als mein Geist von besonderer Frische und
Lebendigkeit ist, ich daher zur Unterhaltung wohl tauge.
Sobald ich für Schrag bestimmte Erzählung beendigt, folgt die Ihrige, die ich im
Kopfe längst gänzlich ausgearbeitet.
Sie boten mir auf diese Erzählung einen Vorschuß von zwanzig Luisdor an, den ich
damals nicht zu gebrauchen glaubte. Die unerwartete Verlängerung meiner
Krankheit macht ihn mir jetzt wünschenswerth und ich hoffe daher diesmal keine
Fehlbitte zu thun, wenn ich Sie gehorchsamst ersuche mit umgehender Post den
Buchhändler Ensin anzuweisen, mir diesen Vorschuß von 20 Luisdor Gold, zu
zahlen.
Recht dringend bitte ich um Antwort umgehend. Hochachtungsvoll Ewr. Wohlgeborn
ergebenster für mein Mann.
Text diktiert, Unterschrift von Hoffmanns Frau