Franz Kafka Letzte Briefe
An Max Brod
[Postkarte. Kierling,
Stempel: 20. V, 1924]
Liebster Max, nun ist also
auch noch das Buch da, großartig schon anzusehn, grell gelb und rot mit
etwas Schwarz, und sehr verlockend und überdies umsonst, offenbar ein
Geschenk der FirmaTaubeles12-cs muß in irgendeinem Rest des
Alkoholrausches - und da ich jetzt jeden Tag ein bis zwei Injektionen
bekomme, die Räusche sich kreuzen, bleibt immer ein Rest - gewesen sein,
daß ich Dich, von Doras Unschuld angetrieben, gerade und frech um
»Beschaffung« des Buches bat. Hätte ich doch lieber eine kräftige
Alkoholinjektion dazu verwendet, während Deines Besuches, auf den ich mich
so gefreut hatte und der so trübselig verlief, etwas menschenähnlicher zu
werden. Allerdings ein böser Ausnahmstag wars nicht, das mußt Du nicht
glauben, er war nur schlechter als der vorherige, in dieser Art aber geht
die Zeit und das Fieber weiter. (Jetzt versucht es Robert mit Pyramiden.)
Neben diesen und ändern Klagedingen gibt es natürlich auch einige winzige
Fröhlichkeiten, aber deren Mitteilung ist unmöglich oder eben vorbehalten
einem Besuch wie dem von mir so kläglich verdorbenen. Leb wohl, Dank für
alles F
Grüß Felix und Oskar,
Testament;
Projekt Gutenberg der
letzte Brief Franz Kafka
Literatur; Franz Kafka Gesamelte Werke Herausgegeben von Max Brod/ S
Fischer Verlag 1958
Der letzte Brief Testamen F. Kafka Gutenberg - Projekt