Gottfried Keller
1819 - 1890
Kellers Tod ist ein echter
Alterstod. -
Sechs Monate nach dem letzten Brief lebt er noch hin in sanftem Dämmern.
Kurz vor dem Ende besucht ihn Adolf Frey: „ Des Todes Hand lag auf ihm; über das
blasse Gesicht war Friede gebreitet. Er sprach noch von diesem und jenem und
flocht auch wohl noch eine kleine Schalkheit ein; aber meistens war er eine
beute der schlummersüchtigen Müdigkeit. „ -
Am 15. Juli – nachmittags 4 Uhr – war die Stunde, da der „Grüne Heinrich“ in den
ewigen Schlummer sank.
Gottfried Keller, geb. 19. Juli 1819, gest. 16. Juli 1890.
- An Siegmund Schott:
Zürich 4. Febr. 1890.
Ihr Brief war mir sehr erfreulich und klingt mich an, wie eine Stimme aus dem
Grabe aus besseren Zeiten. Ich kann Ihnen sagen, daß er mich aus der Lethargie
erweckte, ungeachtet Sie den „ Grünen Heinrich“ nur philologisch gelten lassen
wollen. Ich bin buchstäblich mit demselben in der Hand vom tatlosen Lager
aufgesprungen, was der Arzt vergebens anstrebt. Ich werde nicht mehr lange
vermeiden können, von einem bestellten Fuhrwerk Gebrauch zu machen. Sie glauben
kaum, welche Freude Ihr Artikel in der „ Allgem. Augsburger Zeitung“
hervorbringen wird. -