Menzel Adolf von
1815 - 1905
Noch acht Tage vor seinem Tode arbeitet der 89 jährige Menzel.
Sanft wird ihm der Pinsel aus der Hand genommen. Nach kurzer Krankheit schläft
er ein. -
Nie war ein feierlicheres Maler -Begräbnis. Der Kaiser, dem sein letzter Brief
gegolten hatte, schreitet zu Fuß hinter dem Leichenwagen. An der Spitze eines
unendlichen Trauergefolges.
Allen schien es am Herzen zu liegen, dem Künder preußischer Geschichte die
letzte Ehre zu erweisen.
Allergnädigste Großmächtiger Kaiser und König und Herr!
Eure Kaiserliche und Königliche Majestät haben auch im Laufe dieses abklingendes
Jahres es nicht an untrüglichen Anzeichen Allerhöchsten Huld fehlen lassen. Mit
hocherhobenen Gefühlen denke ich zurück an jene herrliche Epistel durchtränkt
von Heiterkeit, wohl nicht alltäglich im Lebensgange eines Herrschers!
Selbige ist im " Allerheiligsten" aufbewahrt. Und weiter: das Erinnerungsbild an
den Tag von Collin - es prangt an der Friedrichswand in meinem Atelier.
Ein Denkmal der Unbefangenheit mit der eine Kriegsmacht welche so viele und
solche Siege zu verzeichnen hat auch ihrer Niederlagen Erwähnung zu thun hat.
Ehrenvoll waren sie alle. Wollen Eure Kaiserliche und Königliche Majestät meinen
allerunterthänigsten Dank genehmigen.
Jedes Jahr ist für mich wie immer einen Monat kürzer! so auch dieses! Die letzte
Stunde ist vor der Thür!!! Schütze der Himmel Eure Majestät und Ihr ganzes hohes
Haus! und unser Deutsches Vaterland.
Allerunterthänigster
Adolf von Menzel
Berlin den 31. Dezember 1904
Literatur; Ilse Linden Der letzte Brief/ Oesterheld &
Co Verlag Berlin 1919