Schiller Friedrich
1759 - 1805
Es war der Geist, der sein Körper schafft, heißt es in " Wallensteins Tod" Es
war ein Wunder, dass Schiller seine Krankheiten so lange überleben konnte. Die
Obduktion ergab ein katastrophales Bild; das Herz " ohne Muskelnsubstanz, die
Leber brandig, die Galle auf das doppelte vergrößert, beide Nieren aufgelöst,
die Lungenflügel " brandig"...." Noch am 1. Mai ging Schiller noch einmal ins
Theater und hielt den Schüttelfrost für unbedeutend. Sein Zustand verschlimmerte
sich jedoch... Auf die Frage, wie es ihm gehe: " immer besser, immer heiterer".
In seinem letzten Brief ahnte, er dass es nicht mehr lange weitergehen wird und
er ignorierte es....
Noch am 1. Mai 1805 schreibt Schiller am " Demetrius". Am Abend dieses Tages
geht er ins Theater. Kommt, von Fieber geschüttet, nach Hause.
Eines jenes Katarrhfieber, die seine Familie bei ihm gewöhnt ist. Er empfängt
Freunde. Liest Märchen und Rittergeschichten. -
Vom 6. Mai an trübt sich sein Bewußtsein.
In den Nächten rezitiert er Szenen aus dem "Demetrius" Bittet Gott, ihn vor
langsamen Sterben zu bewahren. Am 9. Mai, gegen 3Uhr, erfüllt Gott diese Bitte!
-
Caroline von Wolzogen ist Zeugin der letzten Stunde Schillers: " Es fuhr wie ein
elektrischer Schlag über seine Züge; dann sank sein Haupt zurück und die
vollkommenste Ruhe verklärte sein Antlitz.
An Gottfried Körner
Weimar, 25. April (Montag) 1805.
Die beßere Jahreszeit läßt sich endlich auch bei uns fühlen und bringt wieder
Muth und Stimmung; aber ich werde Mühe haben, die harten Stöße, seit neun
Monaten, zu verwinden und ich fürchte, daß doch etwas davon zurückbleibt; die
Natur hilft sich zwischen 40 und 50 nicht mehr als im 30sten Jahr. Indessen will
ich mich ganz zufrieden geben, wenn mir nur Leben und leidliche Gesundheit bis
zum 50. Jahr aushält.
Goethe war sehr krank an einer Nierencholik mit heftigen Krämpfen, welche
zweymal zurückkehrte. D. Stark zweifelt, ihn ganz herstellen zu können. Jetzt
hat er sich wieder ganz leidlich erhohlt, er ging so eben aus meinem Zimmer, wo
er von einer Reise nach Dresden sprach, die er diesen Sommer zu machen Lust hat.
Arbeiten kann er in seinen jetzigen Gesundheitsumständen freilich nicht, und gar
nichts vornehmen ist wider seine Natur. So ist ihm am besten geraten, wenn er
unter Kunstanschauungen lebt, die ihm einen gebildeten Stoff entgegenbringen.
Er hat diesen Winter doch nicht unthätig zugebracht.
Außer einigen sehr geistvollen Recensionen in der Jenaischen Zeitung hat er ein
ungedrucktes Mscrpt Diderots, welches uns ein glücklicher Zufall in die Hände
brachte, übersetzt und mit Anmerkungen begleitet; Es kommt unter dem Titel:
Rameaus Neffe bei Göschen heraus und ich schicke Dirs, sobald es gedruckt ist.
Diderots Geist lebt ganz darum, und auch Goethe hat den seinigen darinn
abgedruckt. Es ist ein Gespräch, welches der (fingierte) Neffe des Musicus
Rameau mit Diderot führt; dieser Neffe ist das Ideal eines Heroen unter dieser
Klasse, und indem er sich schildert, macht er zugleich die Satyre der Societät,
und der Welt, in der er lebt und gedeiht. Diderot hat darinn auf eine recht
leichtfertige Art die Feinde der Encyclopädisten durchgehechelt, besonders
Palissot, und alle guten Schriftsteller seiner Zeit an dem Gesindel der
Winkelcritiker gerächt - dabei trägt er über den großen Streit der Musiker zu
seiner Zeit seine Herzensmeinung vor, und sagt sehr viel vortreffliches
darüber.Außer dieser Arbeit hat Goethe auch ungedruckte Briefe von Winkelmann
drucken lassen und mit seinen Zusätzen und Bemerkungen begleitet. Auch diese
Schrift wird Ostern herauskommen. Poetisches ist nichts entstanden.
Ich bin zwar jetzt ziemlich fleißig, aber die lange Entwöhnung von der Arbeit
und die noch zurückgebliebene Schwäche lassen mich doch nur langsam
fortschreiten. Wenn ich Dir auch gleich meinen Gegenstand nennte, so würdest Du
Dir doch keine Idee von meinem Stücke machen können, weil alles auf die Art
ankommt, wie ich den Stoff nehme und nicht wie er wirklich ist. Der Stoff ist
historisch und so wie ich ihn nehme, hat er volle tragische Größe und könnte in
gewissem Sinn das Gegenstück zu der Jungfrau von Orleans heißen, ob er gleich in
allen Theilen davon verschieden ist.
Von Hubers Wittwe mußt Du Dich losmachen, sobald Du kannst. Mit diesen
schlechten Naturen beschmutzt man sich nur und ist nichts als Verdruß zu
gewinnen.
- Welche Impertinenz hatte das Weib, sich nur an Dich zu wenden, sie kann noch
mehr thun, wenn Du sie nicht abschreckst.
Ist Dir der Necker'sche Nachlaß, den seine Tochter herausgab, zu Gesicht
gekommen? Wo nicht, so will ich Dir ihn schicken. Es wird Dich doch
interessieren, diese Schrift zu lesen, die alle Kläffer in Paris gegen Madame
Stael in Bewegung sezte. - Sie lobt ihren Vater freilich zu unverschämt, aber es
steht ihr nicht übel. - Das Buch enthält gerade nicht viel wichtiges aber doch
manches curiose, worunter ein kleiner Roman von dem alten Necker eine seltsame
Figur macht.
Herzlich grüßen wir euch alle.
- Lebewohl
Dein Schiller
Literatur, Dies sind nun also die letzten
Zeilen/ Die letzten Briefe großer Persönlichkeiten/Kröger Verlag 2007