Schubert Franz Peter
1791 - 1828
Der Herbst des Jahres 1828 bringt Schubert schmerzlichste Steigerung seines
Kopfleidens. Immer wieder flieht er ins Freie - fühlt sich nur wohl im Wandern.
Draußen in Hernals hört er die letzte Musik: ein Requiem seines Bruders
Ferdinand.
Acht Tage später der grenzenlos Ermattete auf dem Krankenlager. Noch weiß er
keine Gefahr. Korrigiert in Erholungspausen die Druckbogen der Winterreise.
Spricht voll ekstatischer Sehnsucht von jenem Opernplan, der seinem Herzen stets
so teuer war.
Bis ihn - am 16 November - das tödliche Nervenfieber überfällt.
Am Abend vor dem Ende ruft er den Bruder ans Bett: "Du - was geschieht mit mir?"
- und - sehr ernst und langsam: " Hier ist mein Ende"
Dann kam der Tag, da dieser 31 jährige, der die Welt so unerhört bereichert hat,
aus seinem kleinbürgerlichen Dasein hinging in das letzte königliche Dunkel.
Lieber Schober
12 November 1828
Ich bin krank. ich habe schon 11 Tage nichts gegessen und getrunken, und wandle
matt und schwankend von Sessel zu Bett und zurück.
Rinna behandelt mich. Wenn ich auch etwas genieße, so muß ich es gleich wieder
von mir geben. Sey also so gut, mir in dieser verzweiflungsvollen Lage durch
Lektüre zu Hülfe zu kommen. Von Cooper habe ich gelesen: den letzten der
Mohikaner, den Spion, den Lootsten und die Ansiedler. Solltest Du vielleicht
noch was von ihm haben, so beschwöre ich Dich, mir solches bei der Frau F. von
Bogner im Kaffeehs. zu deponieren. mein bruder, die Gewissenhaftigkeit selbst,
wird solches am gewissenhaftigsten mir überbringen. Oder auch etwas anderes.
Dein Freund
Schubert.