SPOHR LOUIS 
        
        1784 - 1859
        
 
         
        
        
        Cassel den 14ten Juni 1859.
        
        Hochgeehrter Herr Kapellmeister,
        Geliebter Freund,
        
        Es war meine Absicht, Ihnen sogleich nach unsrer Heimkehr von Detmold zu 
        schreiben und für freundliche Aufnahme und Alles Gute, was wir Ihnen zu 
        danken haben, nochmals unsern besten1 Dank zu sagen, allein 
        die große Hitze, die seit unsrer Rückkehr hier herrschte und die dadurch 
        entstandene Unbehaglichkeit, die mein Unwohlseyn, die Schlaflosigkeit, 
        noch vermehrte, ließen mich bisher nicht dazu kommen.
        Besonders aber habe ich Ihnen für die vollendete Execution meiner 
        Kompositionen zu danken, die ich seit langer Zeit nicht so gut, wie in 
        Detmold und von Ihrer Kapelle unter Ihrer umsichtigen Leitung gehört 
        habe. Es war besonders die 9te Sinfonie2, die mich 
        überraschte und erfreute3, denn wenn sie auch der 4ten, der 
        Weihe der Töne, nicht gleich kommt, so habe ich mich doch4 im 
        Concert zu Detmold überzeugt5, daß sie sich, wenn sie so 
        vorzüglich wie dort gegeben wird, wohl auch neben dieser mit Ehren hören 
        lassen kann, besonders der 2te und 3te Satz.
 
        
        Ich bitte daher Ihrer 
        Kapelle noch ganz besonders meinen Dank für die vollendete Aufführung 
        dieser Sinfonie zu sagen.
        Auch der beyden Parthien, nach dem Hermannsdenkmal6 und den 
        Extersteinen7 werden wir stets mit großer Befriedigung 
        gedenken, sowie auch unsere Rückreise ohne allen Unfall vor sich ging.8
        
        Wir sagen Ihnen daher nochmals unsren herzlichsten Dank für alles 
        Schöne, was uns in Detmolt geschehen ist und werden der Reise stets mit 
        Freuden gedenken.
        Mit herzlicher Freundschaft stets ganz der Ihrige
        
        Louis Spohr.
        
        Die herzlichsten Grüße Ihrer lieben Frau und Herrn Bargher wie auch der 
        Familie v. Meysenbug.
        
        
        
        [1] „besten” über der Zeile eingefügt.
        
        [2] Die Jahreszeiten.
        
        [3] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 03.05.1859.
        
        [4] „doch” über der Zeile eingefügt.
        
        [5] „überzeugt” über der Zeile eingefügt.
        
        [6] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 04.05.1859.
        
        [7] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 05.05.1859.
        
        [8] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 06.05.1859.