BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

 

Der letzte Brief

BRIEFE BERÜHMTER MENSCHEN

 

Der letzte Brief: der königliche aller Briefe.
 Sein Aroma ist köstlich. Was sonst in armseliger
 Verteilung aus Briefen blüht:
Genialität des  Denkens,
Glaubens Liebens
– im letzten Brief
wird er zu einer  Synthese.
Sein  Pathos ist unerhört  - aber sein Ethos
wächst darüber hinaus. Beide – Pathos und Ethos –
werden aufgenommen in die hohe Stimme
einer nie zu  entwirrenden Mystik.  Es ist das Schicksal
der letzten Takte der neunten Symphonie,
die eingehen in die Seligkeit eines metaphysischen Soprans. ....

 
Ilse  Linden
  Der letzte Brief Eine Sammlung letzter Briefe
Herausgegeben von Ilse Linden /Erschienen bei Oesterheld & Co Verlag
Berlin 1919
 
 

 



 


CH. H. ANDERSEN


1805 -1875

 

.

 

 

.....O, wachsen, wachsen, groß und alt werden: das ist doch das einzige Schöne in dieser Welt, dachte der Baum.

[ DER TANNENBAUM]

 


 

 

Freue Dich Deiner Jugend! Sagten die Sonnenstrahlen; freue Dich deines frischen Wachstums, des jungen Lebens, das in Dir ist!

 

[ DER TANNENBAUM]

 


 

 

.. auch wäre ich doch groß genug, um über das Meer hinfahren zu können! Wie ist das eigentlich, dieses Meer, und wie sieht es aus?
„Ja dies zu erklären, ist weitläufig,“ sagte der Storch, und damit ging er fort
.
 

[ DER TANNENBAUM]


 

„ ob ich wohl auch bestimmt bin, diesen strahlenden Weg zu betreten?“ jubelte der Tannenbaum.
Das ist noch besser, als über das Meer zu ziehen! Wie leide ich an Sehnsucht!
Wäre es doch Weihnachten!

 

[ DER TANNENBAUM]


.
. „ ja dann kommt noch etwas Besseres, noch weit Schöneres, weshalb würden sie mich sonst so schmücken!
Es muß noch etwas Größeres, noch etwas Herrliches kommen - !
Aber was?
O, ich leide!
Ich sehne mich!
Ich weiß selbst nicht, wie mir ist!

[ DER TANNENBAUM]


 

 

Und zur Weihnachtszeit wurde er vor Allen zuerst gefällt.. der Baum fiel mit einem Seufzer zu Boden; er fühlte einen Schmerz, eine Ohnmacht, er konnte gar nicht an irgendein Glück denken, er war betrübt, von der Heimath scheiden zu müssen.

O! dachte der Baum, wäre es doch Abend!

 

[ DER TANNENBAUM]


 

 



Vorbei!, Vorbei! sagte der alte Baum.
Hätte ich mich doch gefreut, als ich es noch konnte!
Vorbei! , Vorbei!
… und dann war der Baum verbrannt.
 

[ DER TANNENBAUM]

 

 

 

 
 

 

 

 
 

 

 

 
 

 

 

 
 

 

 

 

 




 

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